Die Sternenreise

Eine Kurzgeschichte ...

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Vor langer Zeit, es war ein Prinz, eine Prinzessin und da kam es, unerwartet, wie ein Dieb. Es kam eines nachts über ihn, kam eines nachts über sie, es hüllt sie ein, nahm ihn gefangen, es umwebte sie, es streichelte seine Haut, ein Flüstern, ein Gurren, ein Lachen in der Ferne: „Ich,“ so sagte es, „Ich bin die Vergangenheit, ich nehme euch mit, ich beherrsche euch. Nicht sehen könnt ihr mich, nur erinnern, erahnen. Ihr könnt mich nicht riechen, noch berühren und doch werdet ihr in voller Sehnsucht nach mir vergehen. Ich versklave eure Herzen, ich mache euch blind für einander, die, die ihr nicht seht! Schlafend werdet ihr sein und wandern werdet ihr müssen, wandern in der Zeit, die Zukunft erhoffend, die Illusion nur ist, um mir zu entrinnen und doch werdet ihr mich suchen ohne zu wissen, wonach ihr sucht. Lange Wege werdet ihr gehen, mit dieser Sehnsucht im Herzen, durch Wüsten und durch Einsamkeiten aber ihr werdet nicht wissen wohin....Ich habe euch in meiner Gewalt. Es gibt nur einen einzigen Ort der Berührung, der nicht mein ist, nur einen einzigen Ort eurer Freiheit, der Heilige Augenblick. Der Ort, an dem die Vergangenheit verrinnt und es noch keine Zukunft gibt...ein Leser, ein Hörer eines Glaubens müssen sie sein, dann seid ihr frei....Doch ich werde euch täuschen, euch schlafen legen, aus mir gibt es kein entrinnen! Eure Chance ist zu klein.“ Hässlich und böse lachte es auf, das, von dem keiner weiß was es ist, in die Vergangenheit gekleidet...und dann so plötzlich wie es kam verschwand es und lies brennende Herzen zurück. Beide waren von nun an getrennt und allein, vergaßen wer sie waren, hatten sich verloren in der Nacht, die sie von nun beherrschte... Eine Reise beginnt immer kurz vor dem Erwachen und wenn sie auch zu den Sternen führt, so führt sie doch immer auch direkt zu dir und kehrst du heim, zurück zu deinem Ausgangspunkt, so kehrst du zurück, kurz vor dem Erwachen. Wann beginnt eine Reise nun wirklich? In dem Moment, da du dein Ziel festlegst oder dann, wenn du deine Schuhe anziehst? Oder, beginnt sie in deinen Träumen? Wird ein Samenkorn ganz heimlich in dein Herz gelegt, im Schlaf, das groß wird, sich regt und wächst, bis es sichtbar durch den Boden bricht und du erwachst mit der Idee in deinem Herzen: „Jetzt, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, jetzt breche ich auf!“ Sei bereit für die Sternenschuhe, denn die Reise, auf die dein brennendes Herz dich schickt, ist weit und kann mit Straßenschuhen nicht beschritten werden, denn sie führt direkt zu dir! Was wirst du benötigen, wenn du gehst, fast gezogen wirst, voll Sehnsucht in Deiner Brust, was, was wirst du brauchen? Manteltaschen voller Mut! Das ist gewiss! Die Sternenschuhe schon an deinen Füßen! In deinem Herzen die Landkarte und ein Buch als Nahrung, ein geheimnisvolles Buch, voller unsichtbarer Fragen! So mache dich auf, Prinz der Nacht, Prinzessin der Sehnsucht, Wanderer der Zeit! Dunkel ist die Zeit vor dem Erwachen, nur kleine Lichter sind zu sehen, vereinzelt blinken sie in der Finsternis. Zaghaft öffnest du die Tür. Kalt ist der Wind, weht dir ins Haar. Ein Wind, der warnt, der dir zuflüstert, dass du daheim bleiben solltest und enger ziehst du deinen Mantel um die Schultern und trittst doch mutig ins Freie. Du bist bereit, die Sehnsucht ist zu groß, sie würde dir das Herz sonst brechen, wenn du bliebest. In dieser Größe jedoch bricht die Sehnsucht dir die Angst! Wohin wird mein Weg mich führen? Ist das die erste Frage aus dem leeren Buch in deiner Hand? Noch voller Abenteuer, voller Neugierde gehst du nun los, den dunklen Weg, der dich führt, von zu Hause fort, aus dem Vertrauten, dem Angestaubten, all dem Vergessen was immer ist und nie mehr werden wird, führt der Weg dich hinaus zum Unbekannten, dem Neuen, dem was werden soll und doch schon ist. Spürst du, wie der Samenkorn in deinem Herzen sich regt? Dem, was werden soll? Was soll werden?....und das Buch, es füllt sich, mit jedem Schritt in die Dunkelheit hinein...... Und ähnlich des Prinzens, ähnlich der Prinzessin bist auch du auf dem Weg, deinem brennenden Herzen zu folgen, in die Nacht hinein und der einzige Leitfaden, den ihr habt, ist eine Woge Erinnerung an etwas Einzigartigem, etwas Wunderbaren, das du einst warst, einst spürtest, bevor die Nacht kam und sich senkte und deine Augen schloss. „Sterne, die flüstern um mich her, bis Finsternis und Schweigen herrscht! Wer bin ich? Ihr Sterne, hört mein schweigendes Flehen in der Stille der Nacht!“ Lange bist du nun schon unterwegs, am Himmel die Sterne und je länger du an die Hoffnungspunkte deinen Blick geheftet hältst, so bemerkst du, es ist doch nur der eine, dieser eine besondere, der dort oben funkelt und sprüht: „Stern höre! Reise mit meiner Frage, bis sie zur Antwort wird und das Buch geschrieben ist und wenn Du fällst zeig mir schweigend den Weg, in die Mitte meines Herzens. Ich folge dir, ziehe meine Bahnen von Nacht zu Nacht, dies ist meine Reise, lebender Stern schau nur, wackerer Weggefährte schau.....Sinkt er dort am trüben Horizont?“ Dir scheint es beinahe so, als würde auch er sich auf den Weg machen zu dir, als würde er dir winken, dir zuzwinkern, dir ganz alleine und so rührt sein Strahlen an deinem Herzen und plötzlich ist dir klar, du bist hier, auf deinem Weg. Die Erinnerung regt sich wieder, die Sehnsucht pocht mit jedem schlag deines Herzens und glaubt ein Ziel in Sicht, das die Vergangenheit erinnert. Dein Stern! Dieser dort, genau dieser Stern dort wird es sein. Er zieht dich und dein Weg ist bestimmt, so denkst du, bestimmt von diesem Stern und warm wird dir ums Herz und vertraut. Egal, wo auch immer du dich befindest, klein und bedeutungslos in der Nacht, bis jetzt, bis dieser, dein Stern dich gerufen hat und du ihm folgen kannst, weiter in die Dunkelheit hinein. Er kennt dein Sehnen, er sieht dich, wie keiner dich je gesehen, er führt dich und Hoffnung erfüllt die Dunkelheit. Und weiter gehst du, immer weiter, deinem Stern entgegen. Doch.....was ist das? Was stört dort deinen Weg? Du stolperst! Was hält dich auf? Hält dich fest? Die Fragen mehren sich! Dein Buch in der Hand wird schwerer. Du bleibst stehen, musst innehalten, den Blick senken, dich orientieren, nachdenken und.....plötzlich beschleicht dich die Dunkelheit aufs Neue, ein seltsames Gefühl steigt auf und mit ihm immer mehr Fragen, Fragen, die zu erst als helfende Freunde dir die Hand reichen. Neue Fragen, alte Fragen, sind sie wirklich deine Freunde? Diese wo bin ich? Wo ist das Licht? Wo ist der Weg? Wie bin ich überhaupt hier her gekommen? Und was zum Teufel will ich eigentlich hier? Warum bin ich nur losgegangen? Und wieso bin ich allein? Schwerer wird das Buch, immer schwerer und die Fragen schenken dir ein Gefühl von Wüste, hinterlassen Durst und verdrängen die neue Hoffnung und bringen unendliche Einsamkeit. Das Einzige, das nun noch fester dein Herz umklammert, ist die Erinnerung an die Vergangenheit, die vage Vermutung nach Glück, die dir geblieben ist und wie gelähmt bleibst du stehen, verstrickt in der Zeit, aus Angst, dass jede weitere Bewegung dir noch mehr rauben könnte, von dieser Sehnsucht, dieser Erinnerung. Du bist der Vergangenheit ins Netz gegangen, hast die Falle nicht gesehen und ganz langsam, ganz langsam wird aus der Bewegungslosigkeit Gewohnheit und aus der wagen Erinnerung ein winzig kleines stilles Glück, das irgendwann mal dein war und das du eifersüchtig behütest und da es fort ist von dir, du es nur noch im Außen vermutest. Vielleicht ja, wenn du ganz artig bist, wenn du geduldig auf deinem Platz verharrst, wird es dich wiederfinden oder vielleicht ja als Belohnung für deine Untat zu dir zurückkommen. Vielleicht, vielleicht und eine neue Hoffnung ist geboren, eine trügerische Hoffnung aber eine Hoffnung, sie ist längst nicht so glorreich, wie die, die du einst kanntest, aber auch sie erinnert dich und beschenkt dich mit Bestätigung und bestärkt dich in dem was du denkst. Der Kreis der Zeit hat sich geschlossen! „Siehst du nicht, wie du dich irrst? Licht in der Dunkelheit! Spürst du denn nicht den Betrug? Verweile nicht!“ „Siehst du nicht, wie du dich irrst? Licht in der Dunkelheit! Spürst du denn nicht den Betrug? Verweile nicht!“ „Wer ist da?“ denke ich und schrecke hoch, raus gerissen aus meinen Gedanken, den Gedanken, die mir Trost und Schutz gaben in dieser Dunkelheit. „Wer, wer ist da?“ und nun laut, die Stimme wiederfindend: „Wer ist da? Zeig dich, los!“ „Wie könnte ich mich zeigen, es ist doch stockfinster um dich herum. Schon vergessen? Oder kannst du etwa sehen?“ „Nein,“ flüstere ich und senke meine Stimme. Sehen kann ich schon lange nicht mehr, -sehen. „Gesehen habe ich das letzte Mal...wart, das Letzte was ich sah,...oh, ich erinnere mich, es ist Trillionen Jahre von Zeiten her, da sah ich.... einen Stern....nein, ich sah nicht einen Stern, ich sah meinen Stern! Meinen Stern!“ Meine Stimme bricht, mein Atem, er stockt. Mein Stern, das Herz scheint mir zu zerreißen und ich spüre Angst...Angst... und Ärger! Was muss er mich auch erinnern! „Ich weiß ja nicht einmal mit wem ich rede! Was fragst du mich aus? Bist ein Dahergelaufener in der Dunkelheit. Schleichst dich an um mich anzugreifen, erschreckst mich und fragst feiste Sachen! Geh deiner Wege, was hab ich mit dir zu schaffen!“ Hart fallen meine Worte in die Finsternis hinein und meine blinden Augen versuchen tastend ihnen zu folgen, wollen eine Reaktion erspähen, die, die lange schon nichts mehr erfassen können. Und Stille, Stille antwortet. „Bist du gegangen?“ Schüchtern und fast ein bisschen klagend kommen die Worte über meine Lippen. Nach so viel Stille und irren Gedanken, eine Stimme, die zwar erschreckte, doch die die Einsamkeit durchbrach. Sie war so fremd und gefährlich, mit dem was sie sagte aber sie war anders, reichte an Erinnerungen, die tief vergraben in mir doch meine waren, sie streifte sie kurz, ganz zart, wie ein leichter Sommerwind, zarter noch, kaum spürbar, eher wie ein Nebel, ein Hauch nur und doch hatte die Stimme die Macht, mich in meinen Grundfesten zu erschüttern. „Bist du tatsächlich gegangen?“ deutlich trauriger, deutlich enttäuschter ist meine Stimme. Stille antwortet, erneute Einsamkeit, die doppelt schwerer wiegt. „Dann bist Du eben weg! Na und, du warst mir sowieso nicht geheuer! Ich kann auch ohne dich hier stehen und warten. Wer bist du schon, ein Schatten in der Nacht. Vielleicht ja nicht mal das. Hab ich mir nur eingebildet deine Stimme gehört zu haben? War da jemand? Vielleicht war da gar keiner und ich mach hier so einen Aufstand. Ach, da war sicher keiner. Meine Nerven haben mir einen Streich gespielt! Das kommt schon vor, vor allem wenn man anfängt nachlässig zu werden in der Aufmerksamkeit des Wartens. Alles ist wieder gut, Gott sei dank, alles ist gut! Ich brauche auch keine Veränderung, alles ist gut so. Ich harre hier aus! Leiser, immer leiser wird meine Stimme, macht mich kleiner und kleiner, lullt mich ein, bis ich klopfenden Herzens wieder zur Ruhe komme..... „Ich bin so schnell ich konnte zurückgelaufen, du hast mich gerufen? Ich bin wieder da, ich bin auch nicht gern in der Dunkelheit allein. Es ist so schön wenn man jemanden hat, mit dem man reden kann. Hab keine Angst! Ich bin wie Du. Ich bin auf dem Weg!“ Aufgeregt fängt mein Herz an erneut zu klopfen bis in den Hals, als diese Stimme meine Ruhe stört. Jetzt bloß keinen Fehler machen! „Da bist du ja wieder!“ Verwirrt, fast verzweifelt sucht mein Verstand fieberhaft nach den richtigen Worten, während die Angst sich wieder breit macht. „Du bist wieder da....ich dachte schon....“ „Ich freue mich auch, dich wiedergefunden zu haben, es war nicht so leicht weißt du, weil ich nichts mehr von dir gehört hab, konnte ich dich schlecht in der Dunkelheit orten. Darf ich mich neben dich setzen?“ „Es ist so dunkel um mich her, hab ich mich verlaufen?“ Eine Frage, die ich in die Dunkelheit hinein spreche. „Hast du den Weg denn gewusst?“ Die Stimme des Fremden, sie klingt ein wenig belustigt. Ich hatte nicht gewusst, dass ich die Frage laut gestellt hab. So lange in der Einsamkeit macht man kaum noch Unterschiede zwischen inneren und lauten Gedanken. Zwischen Freude und Angst reagiert mein Körper mit zittern. „Haben sie denn eine Ahnung, wo wir sind?“ Frage ich ein wenig schüchtern zurück. „Nein.“ Ein Nein, das wie ein Grinsen klingt. „Dann haben Sie sich auch verlaufen?“ „Nein, wenn man den Weg nicht kennt, kann man sich nicht verlaufen.“ sagt die Stimme jetzt sehr sanft und irgendwie auch vertraut wenn ich es recht bedenke und auch wenn ich ihren Besitzer nicht sehen kann, so beginne ich doch zu erahnen, wie er jetzt Platz nimmt, ich spüre einen warmen Körper neben mir. - Es ist schön nicht mehr allein zu sein. „Ich denke wir sind in der Wüste“, so spricht er weiter, „Sieh diesen Sternenhimmel an, ist er nicht fantastisch?“ Etwas unwillig schau ich nach oben und fast steigen mir Tränen in die Augen. „Das ist es ja, mein Problem. Ich hab meinen Stern verloren. Eine Sekunde hab ich nicht hingeschaut. Irgendetwas lag auf dem Weg und da hab ich ihn aus den Augen verloren und schau, nun sind es Abertausende und alle sehen sie aus wie meiner.“ „Aber, du weißt, er ist da oben, dann hast du ihn doch nicht verloren, nichts kann verloren gehen!“ „Du bist aber ziemlich spitzfindig, na gut, dann hab ich ihn eben nicht verloren, dann kann ich ihn eben nur nicht mehr orten. Ist das nicht das Gleiche?“ „Nein, nein ich meine es Ernst. Nichts kann verloren gehen, nirgends. Es ist nur eine Illusion des Verlustes! Im Ernst, schau, schau nach oben!“ „Nein, wieso sollte ich. Wenn ich mich nicht mehr, wie du sagst, mit der Illusion schützen kann: 'Ich hätte ihn verloren', dann muss ich mich mit dem Frust auseinandersetzen, ihn nicht unterscheiden zu können und ist das nicht am Ende schlimmer?“ „Vertrau mir!“ „Nein, wieso sollte ich das tun? Du bist nicht mehr als ein Schatten, den ich nicht mal sehe, der daher kommt und mich in meinen Grundfesten erschüttert, indem er mir Dinge einflüstert, die falsch sind und dann noch so doof vertraut tut!....Das ärgert mich!“

Kontakt:
Petra Schober
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Telefon: 0421 / 83 99 262
E-Mail: hallo@petraschober.de

 

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